Montag, 12. März 2012

Flexible Freiberufler

Wie ich bereits erwähnte, arbeite ich selbst und ständig. Das Freiberuflerdasein hat seine Tücken und seine Vorteile - wobei oftmals die Vorteile, die die Leute erwarten, gar nicht existieren. Das größte Vorurteil ist das der Flexibilität - "du kannst doch arbeiten, wann und wie du willst ..."

Nein, ich kann nicht bis in die Puppen schlafen und arbeiten, wann und wie ich will - jedenfalls nicht dann, wenn ich ein gewisses Auskommen haben will. Meine Kunden haben ihre Arbeitszeiten und in denen sollte ich verfügbar sein - sonst sind sie ganz schnell bei der nicht kleiner werdenden Konkurrenz. Flexibilität wird also in erster Linie aus Kundensicht definiert - zumindest in meiner Branche. Freizeit und Urlaub kann ich natürlich bestimmen, wie ich möchte - aber hinter der Planung steht immer der Gedanke, dass ich in der Zeit nichts verdiene und bei zu häufigen Absagen Kunden verliere. Natürlich relativiert sich dies mit einer gewissen Größe des Kundenstamms, aber der Gedanke bleibt immer im Hinterkopf.

Damit ist natürlich auch die Entscheidung über die Länge der Elternzeit eine ganz andere als bei Angestellten. Es wäre sicherlich toll, zwölf Monate lang nur für das Würmchen da zu sein und alles zu machen, was man sich schon immer vorgestellt hat, wenn man ein Kind hat, jeden Schritt zu beobachten und zu dokumentieren und alle mit den täglichen Banalitäten zu nerven. Und dann irgendwann früher oder später an den Arbeitsplatz zurückkehren (ja, ich weiß, welche Schwierigkeiten es auch für Angestellte gibt - das will ich nicht abstreiten!) und zu wissen - es gibt ihn noch! Aber gibt es in zwölf Monaten meine Kunden noch - oder besser gesagt, gibt es sie für mich noch? Auch wenn alle sich freuen, hoch und heilig versprechen, dich nicht zu vergessen und nach der Elternzeit, egal, wie lange sie dauern möge, dir wieder Aufträge zu geben - wie viel kann davon wirklich umgesetzt werden? Abgesehen davon, dass man selbst gar nicht einschätzen kann, wie leistungsfähig man wieder sein wird, ob und wie das Kind betreut werden kann etc.

Und dann noch mehr Fragen: Sollte man auch in der Elternzeit ein wenig arbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren, und wenn ja, wie viel? Reicht das Elterngeld, um die eigene Versicherung, die Altersvorsorge etc. zu zahlen, ohne dafür den Partner anpumpen zu müssen? Und die Zeit, das alles zu planen, läuft und läuft und läuft ...